Die Verarbeitung von Sikaflex 252

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Die Verarbeitung von Sikaflex 252

Post by joemzl » Sunday 10 April 2011, 22:06

Es dürfte sich herumgesprochen haben, daß der Karosseriekleber Sikaflex 252
eines der besten Mittel gegen durchgescheuerte Handschuhe und Hosen ist.
Es gibt zwar schon etliche Beiträge dazu, aber man muß sich die Infos doch ziemlich zusammenstückeln.

Vorab: Sika 252 gibt es den Farben schwarz und weiß in Kartuschen in der Bucht zu kaufen. Preis ca. 16 Euro incl. Versand
(Das Haltbarkeitsdatum kann ruhig etwas überschritten sein - spielt keine Rolle)
Die dazugehörige Kartuschenpistole für ca. 10 Euro im Baumarkt.
Sika ist sehr zäh. Verdünnung daher mit Aceton – ausschließlich !!! Baumarktpreis: ca. 5 Euro.
Sika lässt sich extrem schlecht entfernen. Also werden für die Verarbeitung Latexhandschuhe benötigt.
Das sind gepuderte Einweghandschuhe, die man in 100er-Einheiten im Netz oder Fachhandel für unter 10 Euro bekommt.

Anmischen am besten in einer kleinen Hartplastikschale, z.B. kleiner Partysalatbecher.
(Auf keinen Fall Weichplastik, wie Joghurt- oder Margarinebecher nehmen.)
Den Metallverschluß der Kartusche mit einem Nagel, o.ä. anstechen. Die Spritzdüse wird nicht benötigt.
Ich habe zum Anmischen etwa 50% Aceton zugesetzt, während andere 15-30% empfehlen.
Das Sika auf dem Schalenboden längere Zeit zerstampfen. Nicht zu früh umrühren – das spritzt. Das kriegt Ihr nie wieder ab.
Also altes Zeug anziehen, viel Zeitungspapier, oder noch besser Pappe unterlegen und am besten im Garten oder der Garage verarbeiten.
Mülleimer und alte Lappen bereithalten. Bereits zu Beginn der Arbeiten die Latexhandschuhe anziehen – macht extrem Sinn.

Nach dem Anmischen, die Pampe noch mind. eine Viertelstunde oder länger ziehen lassen.
Ist man zu schnell, zieht das ganze noch Fäden. Richtig ist es, wenn man alles einfach streichen kann.
Ok, jetzt kann das direkt auf die Handschuhe aufgetragen werden. Dazu einen Handschuh anziehen und mit der anderen Hand verstreichen.
Größere Flächen, wie bei Hosen, sollten vorher mit breitem Klebeband abgeklebt werden, damit unbehandelte Flächen nicht mit einsauen.
Ich habe dazu Panzerband verwendet. Ansonsten gibt es Gewebeband im Baumarkt für um die 10 Euro.
Keine Ahnung, wie gut sich einfaches Packband o.ä. entfernen lässt, wenn das Sika hart ist.
Ein möglichst festes Klebeband scheint daher angebracht.

Umgerührt und Aufgetragen wird die Masse mit einem schmalen Spachtel oder Holzspan.
Irgendwo steht auch was von einer passend zurecht geschnittenen Kartoffel,
würde da aber doch lieber eine entsprechende Möhre vorziehen, da sie nicht so schnell bricht.
Lacht jetzt nicht – wenn Ihr die zugesauten Hilfsmittel erst seht, wisst Ihr warum.

Die erste Lage dünn auftragen und regelrecht einmassieren, damit es besser hält.
Nicht zu stark glätten, damit auch die zweite Lage später Halt findet. Wenn die dann appliziert ist, alles einigermaßen glätten.
Für das Feintuning wird eine weitere alte Schale mit etwas Wasser und viel Spülmittel benötigt.
Die latexbehandschuhten Finger damit benetzen und dann die Sikafläche schön verreiben.
Bei größeren Flächen habe ich sogar etwas von der Spüllösung direkt auf das Sika gegossen.
Nach ca. 2 Stunden ist die Masse grifffest.
Die Öffnung der Sikakartusche wird wieder mit Klebeband ordentlich zugeklebt.
Wartet bis zum nächsten Gebrauch nicht zu lange, sonst ist es trotzdem hart.
Spätestens nach 4 Wochen ist aus der Tube nichts mehr rauszubekommen, höchstens noch mit Anbohren.
Das Aufbewahren der angebrochenen Tube in der Kühltruhe soll angeblich die 4 Wochen verlängern.

Als Alternative zu Sikaflex gibt es noch Aquaglutene in schwarz von Vade Retro (in Frankreich erhältlich),
Shoe goo (schwarz, kleine Einheiten, allesamt recht teuer)
Sika Latex (farblos, nicht in Deutschland erhältlich)

Für die Kleidung hat sich Aquasure bewährt, das klar und durchsichtig ist.
Zu behandelnde Flächen abkleben, Aquasure im Wasserbad leicht erwärmen und mit Kunststoffspachtel dünn auftragen.

Edit2015: Sika 221 ist inzwischen heiß als Alternative zu 252 gehandelt. Es lässt sich wesentlich besser verarbeiten.
(Verdünnung anscheinend nicht nötig - jedenfalls keinesfalls mit Aceton). Es sieht später nicht so stumpf aus wie das 252 und ist wesentlich glatter. Haltbarkeit aber nicht ganz so gut wie 252.
Für stark beanspruchte Stellen also weiterhin 252, für alles andere 221.
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richard1
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Post by richard1 » Monday 11 April 2011, 11:06

Hi Jörg,

Danke für die Zusammenfassung. Als Alternative kann ich auch noch Teroson 9200 empfehlen. Ist technisch das gleiche nur ein anderer Hersteller und im Autozubehör in Österreich (Forstinger) ganz leicht erhältlich.

Achtung bei Aquagluten: nicht in Joghurtbecher umfüllen. Die sind meist aus Polystyrol (PS) und das löst sich mit den im Aquagluten enthaltenen Lösungsmitteln auf. Der Inhalt ergießt sich dann auf den Boden neben dem Becher.
Auch Aceton löst Polystyrol auf. Wundert mich, dass du bei 50:50 Mischungen das schnell genug verarbeiten kannst bevor der Becher dahinschwindet.
lg
Richard

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Post by joemzl » Monday 11 April 2011, 13:37

richard1 wrote: Auch Aecton löst Polystyrol auf. Wundert mich, dass du bei 50:50 Mischungen das schnell genug verbeiten kannst bevor der Becher dahinschwindet.
Danke für den Hinweis. Habs gerade editiert. (Ich hatte Hartplastik verwendet.)

Hermann Erhart
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Post by Hermann Erhart » Wednesday 13 April 2011, 11:15

Kleine Ergänzung:
Bitte aufpassen mit der Bezeichnung Hartplastikbecher :D
Auch da gibt es Becher auf Styrolbasis sowie auch PC-Becher, die unzerbrechlich sind - nur leider auch auf gewisse Lösungsmittel mit Spannungsrissen reagieren. :?
Wenn Hartplastik, dann aus PE oder PP, da kriegt man ausgehärtetes Material meist auch wieder gut raus oder die gewachsten Pappbecher , die man für GFK Harze einsetzt und wenn jemand mit Kunststoffen auf Kriegsfuß steht, dann eine leere Konservendose. :P
Blech hält da immer :o

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Post by crack676 » Wednesday 13 April 2011, 13:34

Zum Mischbehältnis: Würd mal sagen, probieren geht über studieren. Verlust hält sich ja doch in Grenzen, wenn sich mal ein Joghurtbecher auflösen sollte (gut, eine Unterlage sollte dann besser schon auf dem Tisch sein, sonst wirds hässlich :lol: )

Zum Abdeckband: Normales Klebeband geht nicht grundschlecht, besser dürfte aber schon Panzertape sein (sofern sich dieses nicht auflöst unter dem Einfluss von Sika und Aceton; habs nie ausprobiert). Ich verwende normales Klebeband, trage das mit Aceton verdünnte Sika aber immer mit Pinsel auf und nicht wie oben beschrieben.

Zum Verschluss der Kartusche: Klebeband um die Öffnung hat sich bei mir nicht bewährt, trocknet sehr rasch aus. Besser ist es, die i.d.R. mitgelieferte Kartuschen-Düse aufzuschrauben, mit Sika zu füllen und anschliessend eine passende Schraube in die Spitze zu drehen (Tipp vom Sikahändler). Hält so etwas länger, aber auch nicht ewig (ca. 3-4 Wochen liegen drin). Bei erneutem Gebrauch einfach die Düse abschrauben und nach Gebrauch wieder aufschrauben :)
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Post by Peti » Wednesday 13 April 2011, 15:48

Panzertape zum Abdecken funktioniert wunderbar, hatte keine Probleme damit. Habe aber Sika unverdünnt verwendet.

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Post by richard1 » Thursday 14 April 2011, 10:14

Wie schon Peti schrieb: Panzertape funktioniert sehr gut, aber den Rand schön andrücken, sonst wird's von der verdünnten Suppe unterlaufen.

Habt ihr das auch beobachtet, dass bei höherer Verdünnung die Abriebfestigkeit stark abnimmt?
lg
Richard

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Post by joemzl » Thursday 14 April 2011, 10:23

Mach keinen Sch.... :angry: :silly: :doh:
Ist das eine ernst gemeinte Frage ?????

Au ha, na da bin ich ja gespannt, wie das weitergeht :?
Was ist denn Dein Eindruck, bzw, wie stark verschlechtert es sich?
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Post by richard1 » Thursday 14 April 2011, 16:48

Ich kann's nicht so genau in Prozent oder so festmachen. Bei mir ist nur der Eindruck entstanden, dass das Material ein wenig poröser wird. Die Zugfestigkeit von abgewuzelten Teilchen ist einfach nicht mehr so hoch.

Im Prinzip eh wurscht, muss man halt öfter nacharbeiten, dafür sieht das Ergebnis um einiges besser aus als die Schmierereien mit der unverdünnte Pampe.
lg
Richard

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Re: Die Verarbeitung von Sikaflex 252

Post by joemzl » Sunday 6 February 2022, 14:13

Ich möchte das Thema noch mal aus der Versenkung holen.
Nachdem ich meine Klamotten mehrmals mit meiner ursprünglichen Verfahrensweise nachbearbeitet habe, habe ich festgestellt, dass das Endergebnis durch das vorherige Verdünnen bei größeren Flächen irgendwie schei... , äh, nicht wirklich schön aussieht.
Zitat meines Sohnes: Willst Du dir nicht mal ´ne neue Hose zulegen? DIE IST NEU!! :silly:

Also, statt zu verdünnen, die Tube vorwärmen. Heißes Wasser aus dem Wasserhahn reicht.
Die Tube dazu mindestens eine Viertelstunde (besser länger) in ein entsprechendes Gefäß stellen/legen.
Zur Not reicht es ja, wenn das untere Drittel/Hälfte sich erwärmt.
Die dann rausgedrückte Wurst ist elastisch genug, um sie mit dem latexbehandschuhten Finger gut verteilen zu können. Eintauchen in Spülmittellösung nicht vergessen.
Erste Lage wieder dünn einmassieren. Decklage dann schön glätten.
Ist natürlich immer noch nicht so glatt wie mit dem an anderer Stelle geschilderten Gießharz,
aber ich schmuddele eben gern mit Sika rum. :silly: :silly:

Für weniger stark beanspruchte Stellen reicht bei mir Nautichem, aber bei der Hüfte, Knie und Handschuhen muss einfach Sika ran.
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